Heidegger gehen aus vom Kant’schen Freiheitsdenken. Heidegger wohnt mit Kant dem Anspruch transzendentalphilosophischen Denkens bei. Von Heidegger jedoch wird dieses Denken zu einer transzendentalen hermeneutischen Phänomenologie (in ontologischer Absicht) gewendet. Sein Ausgang ist, wie bei Kant, der wollende, der intendierende Mensch. Heideggers Ausgangspunkt ist das Subjekt der Freiheit. Mit Kant geht Heidegger weg von der Kausalität und dem Gegenstandsbewusstsein. Und geht er hin zum Wollen und zur Freiheit. Seinen Weg geht er zugleich weiter und tiefer, als Kant ihn einst gegangen war. Denn Heidegger folgt der phänomenologischen Philosophie, darin geleitet vor allem von seinem Lehrer Edmund Husserl (1859-1938).

1      Phänomenologie – Bewusstseinstatsachen (E. Husserl)

Heideggers Fundamentalontologie geht weg von der Welt der Gegenstände. Wir müssen uns ihrem Sprechen von der Intentionalität des Subjekts zuwenden. Heideggers Fundamentalontologie sucht ihren Beginn bei jener Evidenz, die sich schon dem Lehrer Heideggers eingestellt hatte. Sie sucht ihren Beginn bei Hume. Sie finde ihn bei dessen ‚erste[n] systematische[n] Versuch einer Wissenschaft von den reinen Bewusstseinsgegebenheiten.‘ Als eine solche nämlich war Humes Erkenntniskritik-Metaphysik von Husserl gelesen und genutzt worden. Sie war ihm eine „erste konkrete und rein immanente Erkenntnistheorie. […] Humes Treatise ist der erste Entwurf einer reinen Phänomenologie“ (E. Husserl, Erste Philosophie, 156f). Jedoch sei Humes „Treatise“ dies lediglich in der „Gestalt einer rein sensualistischen und empirischen Phänomenologie“ (ebd.).

Der Ontologie Heideggers liegt eine sensualistische Deutung des von Descartes systematisch in Evidenz gesetzten ‚ego cogito‘ fern. Sie bestätigt vielmehr schon in ihrem Beginn die Korrektur, die bereits Husserl dem Empirismus Humes hatte zuteilwerden lassen. Denn Husserl hatte eine reine Egologie zu installieren gesucht, ihm war, im Gegensatz zu Hume, das Ich/Selbst keine bloße Fiktion, die von der Einbildungskraft (‚imagination‘) inszeniert und daher aus der Philosophie zu verbannen wäre. Sondern Husserl hatte, genau umgekehrt, das Ich/Selbst als den eigentlichen, als den nunmehr einzig noch möglichen Ausgangspunkt sowohl alltäglichen oder wissenschaftlichen Tuns als auch philosophischer Fundamentalsicherung gewürdigt – eben als den Ausgangspunkt und Grund der transzendentalen Phänomenologie. Diese reine Egoität ist bei Husserl Intentionalität. Und reine intentionale Egoität wird von ihm ausgewiesen als der Konstitutionsgrund von Welt-überhaupt. Intentionalität war bei ihm das Prinzip der Weltlichkeit so, wie bei Kant die Willensfreiheit das Prinzip der Kausalität war. Sie ist das transzendentale, das mithin notwendig und allgemeingültig agierende Prinzip, das schon immer in Geltung gesetzt sein muss, soll alltägliches oder auch wissenschaftliches Handeln möglich (denkbar) sein. Die Intentionalität, das Etwas-als-etwas-Verstehen, ist das Prinzip, ist der Begriff von ‚Welt überhaupt‘, der Begriff und Grund von Weltlich- und Gegenständlichkeit. So Husserl.

2     Das Sein des Seinsverstehen

Fundamental nun ist die Ontologie Heideggers „Sein und Zeit“ (1927), da sie diese Intentionalität ihrerseits nochmals thematisch setzt. Sie betreibt die Grundlegung nochmals tiefer. Sie fragt nach dem Sein, das Grund ist dieser Intentionalität. Wohl lässt erst Intentionalität – bei Kant: Wohl lässt erst die Freiheit/Spontanität des einen Anfang machenden Handelns – Gegenständlichkeiten (Ursächlichkeiten), lässt es Seiendes sein. Doch als was gibt sich darin das Sein der Intentionalität, als was das Sein des Seinsverstehens zu erkennen? Welcher Sinn von Sein also kündigt sich im Seinsverstehen als dessen Möglichkeitsbedingung an? Was kann gesagt werden zur Seinsweise jener Intentionalität, jenes Grund-Verstehens? Heidegger kritisiert und mahnt an: Ontologie, die sich dieser Frage nicht stellt, bleibt beim Seienden stehen, sie vergisst das Sein. Sie bleibt stehen so, dass im Gegenstandsbereich ontologischer Aussagen lediglich das intendierende Ich vorkommen kann, die reine Egoität. Solche Ontologie daher gelangt nicht hin zu dem, was zu erreichen doch ihr namensgebendes Selbstverständnis ist. Sie gelangt nicht hin zum Sein selbst, hier: Sie gelangt nicht hin zum Sein selbst von Intentionalität, von Seinsverstehen. Daher ist besagte Frage umso dringlicher: Wenn es das (intentionale) Seinsverständnis ist, das Sein versteht und Weltlichkeit konstituiert (so Heidegger mit Husserl) – was ist dann der Seinssinn dieses Seinsverständnisses (so Heidegger über Husserl hinaus)? Das im (intentionalen) Seinsverständnis und das als (intentionales) Seinsverständnis – das im Seinsverständnis als solchem – (je schon) verstandene Sein, den Sinn von diesem Sein – eben: den Sinn von Sein – zu verstehen: Darum muss es gehen, darum nur kann es Ontologie gehen. So Heidegger. Statt das Sein zu vergessen, folgte Heidegger dieser Frage nach dem Seinsverständnis, um anschließend die Frage nach dem Sein angehen zu können. Als erstes und zunächst aöso: Welches ist die Seinsverfassung des fragenden und seinsverstehenden Wesens selbst?

2.1     In-der-Welt-sein – Erschlossensein – Freiheit

Die Seinsverfassung des Menschen als des ‚seinsverstehenden Wesens‘ – als des ‚Daseins‘ – trägt bei Heidegger den Titel des ‚In-der-Welt-seins‘. Damit ist angezeigt, dass dem seinsverstehenden Wesen immer schon, dass ihm also vor all seiner Intentionalität und dass ihm als deren Bedingung die Ganzheit der Seienden als solches irgendwie / in irgendeiner Weise erschlossen ist. Oder auch: Dem Dasein ist die Ganzheit der Seienden als solche prä-intentional (schon immer und irgendwie), sie ist ihm als Bedingung der Möglichkeit all seiner (Daseins-)Intentionalität (vorgängig, transzendental) erschlossen. Sie ist ihm ursprünglich (irgendwie, in irgendeiner Weise) erschlossen. Wir können auch sagen: Der Mensch als Mensch ist das Da der erschlossenen Ganzheit der Seienden. Das In-der-Welt-sein benennt bei Heidegger also jenes ausgezeichnete (transzendentale) Seiende, das die willentlichen Akte des Subjekts und das die Akte des (Kant’schen) transzendentalen Ich in sich birgt, sie ermöglicht, ihnen vorgängig ist.

Der Mensch kann nur dann (im Alltagshandeln, in der Wissenschaft) auf Objekte ausgreifen, er kann sie nur dann verstehen und ihm kann Beliebiges nur dann eine (Wahl-)Möglichkeit ‚für mich‘ sein, da und insofern er zuvor einerseits sich selbst und seine (begrenzten) Seinsmöglichkeiten vorfindet, sich andererseits aber in diesen Seinsmöglichkeiten auch als der, der er eben ist, (schon immer) so oder so ergriffen (verstanden) hat. Dieses Sich-in-seinen-Möglichkeiten-ergriffen-haben ist der prä-intentionale und prä-reflexive Geburtsakt, ist das übergreifend-ordnende Prinzip der verstehenden Intentionalität, des Willens, aller willentlichen Handlungen. Ein Sich-in-seinen-Möglichkeiten-ergriffen-haben, welches wissenschaftsmethodisch und ontologisch niemals Gegenstand der Intentionalität, der Reflexion oder des planend-zweckgerichteten Handelns sein kann. Zu ihm muss ein anderer Zugang gebahnt, zu ihm kann kein bloß reflexionsphilosophischer Weg beschritten werden. Kein Handeln, keine Intentionalität, ohne sich (immer schon) in Möglichkeiten so oder so ergriffen zu haben. Wohl gehört es zu den Möglichkeiten des Daseins, dem In-der-Welt-sein zu fliehen, das In-den-je-eigenen-Möglichkeiten-schon-ergriffen-sein zu meiden, zu ignorieren. Ein derartiges Fliehen, Meiden und Ignorieren ist aber eine Weise des Verrennens, ein Sich-in-sich-verrennen. Ist eine Flucht ohne Chance auf Erfolg. Es ist eine Flucht der Angst und es ist eine Flucht in die Angst.

2.2     Angst – Sorge – Existenzielle Freiheit

Dem Dasein (dem Mensch, insofern er vorgängig zu allem Handeln und Denken intentional Sein versteht) geht die Welt immer schon an, die Welt geht das Dasein als solche und als Ganze an. Vor allem Verstehen und aller Intentionalität ist das Dasein angegangen von der Welt. Und umgekehrt: Das Dasein gibt sich der Welt immer schon in der ganz spezifischen Weise seines eigenen Interpretierens und Verhaltens frei. Heidegger gibt dieser ursprünglichen Sich-selbst-Freigabe, er gibt diesem ursprünglichen Zugang des Daseins zur Welt als der Ganzheit des Seienden (einschließlich seiner, des Daseins, selbst) den Titel der Erschlossenheit: Indem Dasein seinsverstehend ist, ist es, vorgängig jeder Intentionalität und jedes Willens, immer schon (irgendwie) sich selbst erschlossen und ist ihm darin (irgendwie) die Welt erschlossen. Dasein ist immer schon in Befindlichkeit und Verstehen ausgelegt.
Von welcher Art aber ist diese prä-intentionale Befindlichkeit, dieses prä-reflexive Verstehen? Wie sind sie beschaffen, worin und als was zeigen sie sich? Was gibt (ontisch) Auskunft über sie so, dass zugleich darin (ontologisch) nicht verschwiegen wird das Sein eben dieser Befindlichkeit, dieses Verstehens, dieses Seinsverständnisses?

Um diese Frage(n) geht es Heideggers „Sein und Zeit“ als einer Fundamentalontologie, darum nur darf es ihr gehen. Es geht darum, ‚zum Sein der Ganzheit des Strukturganzen‘ vorzudringen, als welche Ganzheit das Dasein ist. An welchen (ontischen) Phänomenen wird dem Dasein und wird als Dasein zugänglich das (ontologische) Sein?
Heidegger führt als eine solch ausgezeichnete Befindlichkeit, er führt als dieses prä-intentionale Seinsverstehen des Daseins das Phänomen der Angst an. Wie das? Dasein ist vorgängiges Seinsverstehen, ist vorgängige Prinzipierung aller Möglichkeiten dessen, was dann der Intentionalität gegenständlich ist, was also entweder im Horizont des Verstehens und/oder in der Wahl des Willens aufscheint. Dasein ist sich selbst gegeben als ‚Selbst-sein-können. Diesem seinem Selbst-sein-können kann es standhalten, Dasein kann es gestalten. Aber es kann ihm auch fliehen, es kann – Heidegger analysiert solches als Modi des Verfallens – Zuflucht nehmen bei dem, was Heidegger als Aufgehen-im-Man oder als Aufgehen-bei-der-besorgten-Welt thematisch setzt. Dasein, das ein derartiges Verfallen und Fliehen ist, bekunde dies im Phänomen der Angst. Dass der Mensch als Mensch – d. h.: dass das Dasein, dass der Mensch, insofern er intentional Sein versteht – vor ihm selbst, vor seiner Eigentlichkeit flieht, dass es sich weigert, sich im Ganzen seiner Möglichkeiten (sich im Ganzen von Welt) zu ergreifen, darin bestehe und dies sei Angst. Am Phänomen der Angst zeige sich die Selbstflucht des Daseins. Diese Angst meint nicht Furcht. Diese überkommt uns bei innerweltlich Seiendem, bei diesem und jenem (im finsteren Wald, auf dem sinkenden Schiff, …). Hingegen ist das „Wovor der Angst […] kein innerweltliches Seiendes. […] Die Bedrohung hat nicht den Charakter einer bestimmten Abträglichkeit, die das Bedrohte in der bestimmten Hinsicht auf ein besonderes faktisches Seinkönnen trifft. Das Wovor der Angst ist völlig unbestimmt“ (M. Heidegger, SuZ §40, 186).

Die Angst ist im Strukturganzen des Daseins – mit den bereits angeführten Existenzialien des In-der-Welt-sein, der Befindlichkeit und der Sorge – jene ausgezeichnete Existenzialie, dass das Dasein vor ihm selbst und seiner Eigentlichkeit flieht. Nicht die Furcht, vielmehr das als Modus vorgängigen Seinsverstehens (als Existenzial) indizierte (ontische) Phänomen der Angst zeigt an das (ontologische) Sein der Intentionalität. Als Angst „bringt sich das Dasein […] nicht vor es selbst“ (M. Heidegger, SuZ §40, 184): „Worum die Angst sich abängstet, ist nicht eine bestimmte Seinsart und Möglichkeit des Daseins. Die Bedrohung ist ja selbst unbestimmt und vermag daher nicht auf dieses oder jenes faktisch konkrete Seinkönnen bedrohend einzudringen. Worum sich die Angst ängstet, ist das In-der-Welt-sein selbst“ (M. Heidegger, SuZ §40, 187). Eben darin aber ist die Angst jenes ausgezeichnete Phänomen, das als prä-intentionales Seinsverstehen das Sein dieses Seinsverstehens zu erkennen gibt.

Bei Heidegger zeigt auch und gerade die Angst, dass und wie das Dasein vor es selbst – vor das Sein von Intentionalität – gestellt ist. Zumindest phänomenologisch ist damit erreicht, was dann auch fundamental-ontologisch zu erreichen Ziel von Heideggers „Sein und Zeit“ (1927) ist. Zwar ist das in der Angst erschlossene Seiende nicht das in seinem Sein bestimmte Seiende, wohl aber ist derartige (fundamental-)ontologische Bestimmung vorbereitet. Dasein als In-der-Welt-sein benennt den Verweisungszusammenhang des Schon-sein-in-einer-Welt. Vor aller Intentionalität und Rezeptionalität ist das Sein des Daseins das In-der-Welt-sein als Zu-sich-selbst-sein – ist es das Sein des Menschen, sich zu sich selbst (sich zur eigenen Existenz) zu verhalten. Eben dieses Zu-sich-selbst-sein trägt bei Heidegger den Titel Sorge: „Die formal existenziale Ganzheit des ontologischen Strukturganzen des Daseins muss daher in folgender Struktur gefasst werden: Das Sein des Daseins besagt: Sich-vorweg-schon-sein-in (der-Welt-) als Sein-bei (innerweltlich begegnendem Seienden). Dieses Sein erfüllt die Bedeutung des Titels Sorge“ (M. Heidegger, SuZ §41, 192).

Im Sprechen vom In-der-Welt-sein ist das Unvorgängliche aufgedeckt: Primär ist sich der Mensch nicht als ein weltlich Seiendes gegeben, sondern, im je weltlich-intentionalen Akt, als ein prä-intentionales (auch hier: ‚con-scientia‘, ‚con-voluntas‘; nun: ‚con-intentio‘) Zu-sich-selbst-sein. Dieses Geschehen von Sich-zu-sich-verhalten und Sich-zu-anderen-verhalten wird von Heidegger überführt in das Sich-zur-Existenz-verhalten.
Die rein-egoitäre Intentionalität war – eingeleiteitet von Kant, fortgeführt mit Husserl – als subjektphilosophischer Begriff der Freiheit inszeniert worden. Dass ein beliebiges Seiendes nicht eben dieses ist – dass es nicht beliebig, sondern für mich da ist als Moment meiner Möglichkeit-Realität – fanden wir ausgesagt als Intentionalität. Dass aber der Mensch als Mensch (das Dasein) in dieser Weise des Gegebenseins angegangen wird, ist durch den Verweis auf irgendein Geschehen derartiger Intentionalität nicht begriffen. Es kann nicht durch das Aufdecken des in der Wahlfreiheit Angezeigten begriffen werden. Vielmehr gründen Gegebensein und Wählenkönnen in dem, als was das je einzelne (seinsverstehende) Dasein vor aller Wahl da ist. Es gründet in dem, als was das Dasein sich selbst ist, in der Prä-Intentionalität des Seinsverstehens. Erst „auf dem Grund der Offenheit für sich, die […] zugleich eine Entdecktheit der Welt ist, kann Dasein sich eigens auf dieses oder jenes richten, Wendungen vollziehen mit der Absicht auf Intentionalität“ (H. Rombach, Gegenwart, 75).

Diesem Grund nicht entfliehen zu können, ihn vielmehr in allfälliger Flucht zu bestätigen und (phänomenologisch) anzuzeigen, sagt Heidegger als Existenzial der Angst ausgesagt. Das, was der Mensch als Mensch (Dasein) ontologisch ist, kann er ontisch sein als Subjekt intentionaler Akte: Dem Menschen ist möglich zu sein, was er ist. Der (ontischen) Freiheit, dem (ontischen) Seinkönnen geht als transzendentale Bedingung voraus das (ontologische) Sich-vorweg-sein. Oder auch: Das Faktum der Freiheit (die Entscheidung, das Denken) liegt nicht in der Macht dieser Freiheit. Es wird entlassen, es wird geboren von ontologischer, von existenzieller Freiheit. „Im Sich-vorweg-sein als Sein zum eigensten Seinkönnen liegt die existenzial-ontologische Bedingung der Möglichkeit des Freiseins für eigentliche existenzielle Möglichkeiten. Das Seinkönnen ist es, worumwillen das Dasein je ist, wie es faktisch ist“ (M. Heidegger, SuZ §41, 193).

Heidegger führt weiter und gründet tiefer die von Descartes und Kant vorgetragene Verabschiedung jeder reflexionsphilosophischen Grundsicherung. Diese hatte zu einer als Selbstbewusstsein agierenden und darin subjektphilosophischen reinen Vernunftidee der Freiheit als dem Einheitsgrund von Welt-überhaupt geführt. Heidegger nun bringt die Freiheit als abgründig-unvorgängliches und einheitsstiftendes Gesetztsein des Daseins (als des Zu-sich-selbst-Sein des Daseins) ans Licht. Menschliche Freiheit gründet Seiendes in dessen Offenbarsein. Darin ist sie zurückverwiesen auf das Sein, das in den (intentionalen) Akten des Erkennens und der Freiheit als deren Möglichkeitsbedingung waltet. Sie ist zurückgewiesen auf das Sein des Daseins. Der Mensch ist Subjekt freien Wollens – aber er ist es im Modus der Abkünftigkeit. Dem Freiheits-Subjekt wohnt vor und bei ein vorgängiges Sein des Daseins. Und dieses Sein ist keine Verfügungs-Freiheit, keine Wahl. Dieses Sein ist unverfügbar. Es ist die Freiheit der ‚vor- und vorausgeworfenen Selbstauslegung‘ (formal: Es ist die Entscheidungsfreiheit). Von Heidegger lernen wir: Wir sind erst „Menschen (denen etwas bevorstehen kann) […] zufolge der Überlassenheit unseres Seins an uns selbst (zufolge des ‚Sein-Könnens‘)“ (H. Rombach, Gegenwart, 78).

Heideggers Analytik des Daseins denkt in Weiterführung der Phänomenologie Husserls die Ursprünglichkeit des Seins. Sie ist darin Ontologie. Die Ursprünglichkeit des im Seinsverständnis immer schon verstandenen Seins ist das Sein als Freiheit. Diese Freiheit mag als existenzielle Freiheit, auch als Entscheidungsfreiheit ins Wort gebracht, sie darf nicht mit der intentionalen Freiheit verwechselt werden. Sie hat kein Ziel, kein Woraufhin. Sie ist der Grund, der kein Grund ist. „Sie ist der Abgrund, in dem erst Seinsverständnis, und das heißt ‚Grund’ für Seiendes, möglich wird“ (H. Rombach, Gegenwart, 78).